Das Engagement der Sozialpädagog*innen stärken und einsetzen

In den Workshops und den Interviews fiel die Praxisgruppe durch ihr hohes Engagement auf, was in der Sozialen Arbeit eine wichtige Voraussetzung für Erfolg darstellt (vgl. Gängler 2018: 626). Doch was braucht es, damit Engagement in der Arbeit gestärkt und eingesetzt werden kann?

Reflektiertes Engagement

Die Sozialpädagog*innen erleben die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als sehr sinnstiftend (vgl. Praxisgruppe 2023), was eine förderliche Bedingung für die Arbeit darstellt (vgl. Mohr 2017: 251). Die Sorge um das eigene Wohlbefinden wird von Fachkräften der Sozialen Arbeit oft zugunsten ihrer Klientel vernachlässigt (vgl. Bomert et al. 2021: 14). Teilweise konnte in der Praxisgruppe auch beobachtet werden, dass Fachpersonen in einer Organisation darin bestärkt werden, sich über ihre Grenzen hinaus für die Klientel einzusetzen (vgl. Praxisgruppe 2023). Obwohl dies für die Kinder und Jugendlichen auf den ersten Blick positiv erscheinen mag, ist auch ihr Wohlergehen dadurch gefährdet. Denn wenn keine kritische professionelle Distanz mehr besteht, können kaum mehr konstruktive Wege gesehen werden. Sozialpädagog*innen laufen dann Gefahr, die unterschwelligen Erwartungen und Sehnsüchte der Klientel nicht zu erkennen, diese dadurch unreflektiert zu verfolgen, vergangene, traumatische Muster wieder aufleben zu lassen und sich in der Rolle als Helfer*in oder Retter*in zu verlieren (vgl. du Bois/Ide-Schwarz 2018: 1217, Lang 2009: 212). Der Berufskodex weist die Fachkräfte daher daraufhin, den eigenen Wert und die eigene Würde zu respektieren, was die Voraussetzung dafür darstellt, auch den Mitmenschen mit Respekt begegnen zu können (vgl. AvenirSocial 2010: 11).

Realistische Selbstwirksamkeitserwartung

Der Vergleich mit Lehrpersonen macht darauf aufmerksam, dass das hohe Engagement und die Ausrichtung nach Idealen oftmals mit einer hohen Selbstwirksamkeitserwartung und dem Druck, keine Fehler zu machen einhergehen (vgl. Affolter 2019: 184–186), woraus zu hohe Erwartungen entstehen können (vgl. Maroon 2008: 4f., Praxisgruppe 2023). Diese werden im Alltag durch Gewaltsituationen, Stress sowie Hilflosigkeitserfahrungen (vgl. Rövekamp-Wattendorf 2020: 13) und nicht greifbare Erfolge gedämpft und können das Engagement ersticken (vgl. Poulsen 2009: 113).

Fachwissen und Expertise einbringen

Aber nicht nur seitens der Klientel gibt es Stolpersteine, auch seitens der Organisation, in der engagierte Fachpersonen tätig sind. Denn ihr Engagement ist nicht bedingungslos (vgl. Praxisgruppe 2023). So ist zum Beispiel die Frage, inwiefern die Sozialpädagog*innen ihre vielen Zusatzkenntnisse für die Praxis (vgl. Poulsen 2009: 115f.) im Beruf tatsächlich einsetzen können (vgl. Affolter 2019: 185f.) und ob in ihren Augen die Betreuungsqualität gewährleistet ist (vgl. Praxisgruppe 2023). Auch stellt sich die Frage, wie die professionellen Ansprüche der Sozialpädagog*innen in ihrem Arbeitskontext umgesetzt werden können. Wenn dies möglich ist, hat dies positive Folgen auf die Gesundheit der Mitarbeitenden sowie die Professionalität der Organisation (vgl. Mohr 2017: 265).

Selbstreflexion der Mitarbeitenden

  • Wo kann ich mich mit meinem Engagement einbringen? In welchen Aufgaben kann ich meine individuellen Stärken und mein vertieftes Wissen anwenden?
  • Wo überfordert mich mein Engagement?
  • Mit wem kann ich Bedenken ansprechen? Wer hilft mir, wenn ich nicht mehr weiterweiss?
  • Was sind meine Motive, Bedürfnisse und Antreiber? Welche Vision verfolge ich?
  • Wo erlebe ich Sinn in meiner Arbeit? Wo werden Entscheidungen getroffen, die ich nicht nachvollziehen kann?
  • Wie gut kann ich den Kindern und Jugendlichen gerecht werden?

Organisationsreflexion der Leitungen

  • Was zeichnet die unterschiedlichen Mitarbeitenden aus?
  • Denke ich beim Stichwort ‘gesteigertes Engagement’ an eine bestimmte Person aus meiner Organisation?
  • Welche Projekte wurden von Sozialpädagog*innen initiiert?
  • Welche Visionen haben die Mitarbeitenden für die Organisation?
  • Wo haben Sozialpädagog*innen Handlungsspielräume?

Wie wird in meiner Organisation die Expertise der Mitarbeitenden abgeholt? Welche Gefässe sind dafür vorgesehen?

Sofortmassnahmen:

  • Mitarbeitenden rückmelden, welches Engagement bei ihnen positiv auffällt und über zukünftige Einsatzbereiche in der Organisation diskutieren.
  • Mitarbeitende ansprechen, wenn möglicherweise ein destruktives gesteigertes Engagement besteht.
  • Konstruktives Fehlermanagement: Fehler und damit verbundene Selbstzweifel ansprechen, anerkennen, dass man ‘gut genug’ ist (vgl. Schwabe 2016: 163).
  • Anstehende Aufgaben ressourcen- und kompetenzorientiert auf die Mitarbeitenden aufteilen.
  • Bei Entscheidungen und Problemlösungsversuchen die Expertisen der Sozialpädagog*innen einholen.

Langzeitmassnahmen

  • Innovationsgefässe schaffen, an denen die Expertisen und Beobachtungen der Fachkräfte bewusst zur Weiterentwicklung des bestehenden Angebots genutzt werden.
  • Supervisionen ermöglichen
  • Support-Kultur leben (Hilfe anbieten und annahmen). Dabei werden Belastungen im Rahmen der strukturellen Bedingungen betrachtet, dementsprechend nicht individualisiert wahrgenommen (vgl. Poulsen 2012: 101f.).
  • Gespräche werden regelmässig geführt und Zielvereinbarungen diskutiert (vgl. ebd.: 108).
  • Prinzip der offenen Tür zu den Führungskräften (vgl. ebd.), damit Sozialpädagog*innen ihre Ideen und Feedbacks niederschwellig ansprechen können.
  • Den Sozialpädagog*innen werden Handlungsspielräume und Verantwortungsübernahmen gewährt (vgl. YOUVITA 2022: 4, Praxisgruppe 2023). Sie haben Zugang zu den relevanten Informationen haben und die Arbeitsstrukturen beeinflussen können (vgl. Marquard 2018: 855).
  • Das Angebot so anpassen, dass bedarfsgerecht auf die Kinder und Jugendlichen eingegangen und eine nachhaltige Verbesserung ihrer Situation erzielt werden kann.
  • Personalressourcen dem Bedarf anpassen, damit Sozialpädagog*innen fachlich handeln können und nicht nur ‘Feuer löschen’ (vgl. Praxisgruppe 2023).
  • Weiterentwicklungs- und Karrieremöglichkeiten bieten (vgl. OBS EHB 2018: 4, 8).
  • Anerkennungskultur leben, Rituale sowie Gesten einführen, die Wertschätzung und Lob ausdrücken (vgl. Poulsen 2012: 108).
  • Einen angemessenen Lohn bieten, der die Tätigkeit der Fachpersonen honoriert (vgl. ebd.: 101f., Praxisgruppe 2023).
  • Mitarbeitenden rückmelden, welches Engagement bei ihnen positiv auffällt und über zukünftige Einsatzbereiche in der Organisation diskutieren.
  • Mitarbeitende ansprechen, wenn möglicherweise ein destruktives gesteigertes Engagement besteht.
  • Konstruktives Fehlermanagement: Fehler und damit verbundene Selbstzweifel ansprechen, anerkennen, dass man ‘gut genug’ ist (vgl. Schwabe 2016: 163).
  • Anstehende Aufgaben ressourcen- und kompetenzorientiert auf die Mitarbeitenden aufteilen.
  • Bei Entscheidungen und Problemlösungsversuchen die Expertisen der Sozialpädagog*innen einholen.
  • Innovationsgefässe schaffen, an denen die Expertisen und Beobachtungen der Fachkräfte bewusst zur Weiterentwicklung des bestehenden Angebots genutzt werden.
  • Supervisionen ermöglichen
  • Support-Kultur leben (Hilfe anbieten und annahmen). Dabei werden Belastungen im Rahmen der strukturellen Bedingungen betrachtet, dementsprechend nicht individualisiert wahrgenommen (vgl. Poulsen 2012: 101f.).
  • Gespräche werden regelmässig geführt und Zielvereinbarungen diskutiert (vgl. ebd.: 108).
  • Prinzip der offenen Tür zu den Führungskräften (vgl. ebd.), damit Sozialpädagog*innen ihre Ideen und Feedbacks niederschwellig ansprechen können.
  • Den Sozialpädagog*innen werden Handlungsspielräume und Verantwortungsübernahmen gewährt (vgl. YOUVITA 2022: 4, Praxisgruppe 2023). Sie haben Zugang zu den relevanten Informationen haben und die Arbeitsstrukturen beeinflussen können (vgl. Marquard 2018: 855).
  • Das Angebot so anpassen, dass bedarfsgerecht auf die Kinder und Jugendlichen eingegangen und eine nachhaltige Verbesserung ihrer Situation erzielt werden kann.
  • Personalressourcen dem Bedarf anpassen, damit Sozialpädagog*innen fachlich handeln können und nicht nur ‘Feuer löschen’ (vgl. Praxisgruppe 2023).
  • Weiterentwicklungs- und Karrieremöglichkeiten bieten (vgl. OBS EHB 2018: 4, 8).
  • Anerkennungskultur leben, Rituale sowie Gesten einführen, die Wertschätzung und Lob ausdrücken (vgl. Poulsen 2012: 108).
  • Einen angemessenen Lohn bieten, der die Tätigkeit der Fachpersonen honoriert (vgl. ebd.: 101f., Praxisgruppe 2023).

Das Engagement der Sozialpädagog*innen stärken und einsetzen