Rahmenbedingungen partizipativ attraktiv gestalten

Die Rahmenbedingungen beinhalten die grundlegenden Arbeitsbedingungen, welche von gesellschaftlichen Bestimmungen beeinflusst werden. Konkret fallen darunter beispielsweise allgemeine Ressourcen, Lohn, Arbeitszeiten, Arbeitspensum, Sozial- und Zusatzleistungen, Arbeitsverträge, Möglichkeiten für interdisziplinäre Zusammenarbeit und Supervision.

Handlungsspielräume von Organisationen

Grundsätzlich ist in der Praxisgruppe ein grosses Bewusstsein für die begrenzten Ressourcen vorhanden und es wurde der Frage nachgegangen, wie durch politisches Engagement eine grössere gesellschaftliche Anerkennung der Sozialen Arbeit, beziehungsweise des Fachbereiches erwirkt werden kann. Dadurch könnte der Bedarf an dringend benötigten personellen und finanziellen Ressourcen gedeckt werden. Denn ein fairer und zufriedenstellender Lohn, der die geleistete Arbeit adäquat vergütet ist ein zentraler Aspekt der Arbeitsbedingungen (vgl. Weber/Kehl 2022: 9f.). Dadurch wird eine grössere Bindung zur Organisation geschaffen (vgl. Mohr 2017: 245), was der Fluktuation entgegenwirkt. Es geht allerdings bei der Ressourcenvermehrung nicht nur um den Lohn und verbesserte Arbeitsbedingungen für die Sozialpädagog*innen, sondern vor allem um den Um- und Ausbau der spezifischen qualitativen Angebote für die Klientel. Denn durch gesellschaftliche sowie sozialpolitische Verbesserungen wird die Soziale Arbeit gegenüber der Gesellschaft als verlässlich wahrgenommen. Dieser Weiterentwicklungsauftrag bildet eine Handlungsmaxime gemäss Berufskodex ab (vgl. AvenirSocial 2010: 13f.).

Doch auch innerhalb der bestehenden Ressourcen bestehen Handlungsspielräume, welche Organisationen ohne weitere Mittel nutzen können, um ihre Arbeitsbedingungen partizipativ mit den Mitarbeitenden ansprechender formen zu können.

Attraktive Ausgestaltung

Bei der Gestaltung von Arbeitszeiten sollten verschiedene Aspekte berücksichtigt werden, um eine optimale Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu erreichen. Dazu gehören die folgenden Punkte:

  • Die Möglichkeit, Freiwünsche einzubringen und diese mit persönlichen Verpflichtungen und Präferenzen abzustimmen (vgl. CURAVIVA 2013: 13).
  • Eine klare Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben ist wichtig, um eine ausreichende Regeneration zu ermöglichen (vgl. YOUVITA 2022: 4).
  • Kommt es zu Ausfällen und Personen müssen spontan einspringen, sollte dies speziell vergütet werden, um den Einsatz zu honorieren. Bevorzugt wird bei häufigen Ausfällen jedoch, dass ein Springer*innenpool geschaffen wird, damit die Erholungszeiten der Mitarbeitenden nicht gefährdet sind (vgl. Praxisgruppe 2023).
  • Die Flexibilität bei der Ferienplanung, soll gewährleistet sein
  • Die Einhaltung von Vorschriften ist ebenfalls relevant (vgl. ebd.).
  • Schicht- und Nachtdienste sollten angemessen gestaltet sein, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu berücksichtigen. Die Länge der Dienste soll diskutiert und allenfalls abgeändert werden. Unter Umständen besteht die Möglichkeit der Auslagerung der Nachtarbeit, wobei die Bedürfnisse der Klientel berücksichtigt werden müssen (vgl. ebd.).
  • Regelmässigkeit bezgl. Arbeitszeiten erzeugen (z.B. ein fixer Arbeitstag, Nachtdienst pro Woche).
  • Ausreichend freie Tage, sowohl an Wochenenden als auch unter der Woche, sind weitere wichtige Faktoren. Es ist wichtig, genügend Erholungszeit in der Freizeit zu ermöglichen und Überstunden zeitnah auszugleichen (vgl. ebd.).
  • Eine gerechte Verteilung der Dienste im Team sollte gewährleistet werden. Die Möglichkeit des selbstorganisierten Abtauschens und die gemeinsame Arbeitsplanung im Team können zu einer besseren Arbeitszeitgestaltung beitragen.

Klare Regelungen für Dienstlängen, Pausen, Ferien und Ruhezeiten sind von Bedeutung, wobei innerhalb dieser Regelungen individuelle Präferenzen berücksichtigt werden sollen. Z.B. möchten sich die einen ihre Bürozeiten selbst einplanen, während andere lieber eingeplant werden. Trotz unregelmäßiger Arbeitszeiten sollte eine gewisse Regelmässigkeit angestrebt werden, um Stabilität zu gewährleisten.

Selbstreflexion der Mitarbeitenden

  • Habe ich die Möglichkeit, den Dienstplan gemeinsam mit den Mitarbeitenden zu schreiben? Möchte ich diese Möglichkeit annehmen?
  • Inwiefern wird mein Privatleben durch meine Dienste tangiert?
  • Erhalte ich meinen Dienstplan frühzeitig? Wie oft kommt es zu spontanen Einsätzen?
  • Kann ich alle Dienste ohne Probleme abdecken oder gibt es Dienste, die mich überfordern (z.B. besonders lange Dienste/mehrere Dienste am Stück)?
  • Sind die Dienste fair auf das Team verteilt?
  • Habe ich die Möglichkeit, längere Zeit am Stück frei zu nehmen?
  • Darf ich in Selbstorganisation Arbeitsschichten anpassen resp. abtauschen?
  • Widerspiegelt mein Lohn die erbrachte Leistung?
  • Gibt es Anpassungsmöglichkeiten beim Arbeitspensum?
  • Bin ich an einem berufspolitischen Engagement interessiert? Wenn ja, weiss ich wo ich mich einbringen kann bzw. wen ich kontaktieren kann? Wenn nein, was hindert mich daran?

Organisationsreflexion der Leitungen

  • Weiss ich, welche Dienste beliebt und nicht beliebt sind?
  • Ist der Dienstplan realistisch und kann mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eingehalten werden, respektive von den Mitarbeitenden als verlässlich betrachtet werden?
  • Ist die Lohnstruktur transparent?
  • Wie zufrieden sind die Mitarbeitenden mit den Rahmenbedingungen in der Organisation?
  • Welche Spielräume erkenne ich innerhalb der gegebenen Rahmenbedingungen? Wie nutze ich diese?
  • Setze ich mich sozialpolitisch für bessere Rahmenbedingungen ein?

Es kann zwischen Sofortmassnahmen, die heute eingeführt werden, sowie langfristige Massnahmen, die über längere Zeit implementiert werden, unterschieden werden.

  • Individuelle Präferenzen in der Mitgestaltung des Arbeitsplanes abklären (vgl. ebd.)
  • Gemeinsame Arbeitsplanung im Team (vgl. ebd.)
  • Freistellungen ermöglichen, wenn es die Lebenssituation erfordert (vgl. CURAVIVA 2013: 13)
  • Kurzumfrage der Mitarbeitenden: Welche Veränderungen werden gewünscht? Welche Dienste werden nicht geschätzt? Was macht diese herausfordernd?
  • Frühzeitige Dienstplanung, die es den Mitarbeitenden ermöglicht, ihr privates Leben planen zu können.
  • Regelmässigkeit in den unregelmässigen Arbeitszeiten schaffen, z.B. fixe Nachtdienste (vgl. Praxisgruppe 2023)
  • Veränderungen schaffen: Unbeliebte Dienste verändern und falls nicht möglich gerecht verteilen.
  • Aufbau eines Springer*innenpools zur Entlastung der Mitarbeitenden (vgl. ebd.)
  • Ermöglichung von Arbeitspensumerhöhung und -reduktion (vgl. AvenirSocial 2023: 12)
  • Gemeinsam sozialpolitisch für mehr Ressourcen einstehen, damit die Arbeitsbedingungen im sozialpädagogischen Bereich verbessert werden können: Führungskräfte können z.B. Mitarbeitende für Pressegespräche oder Radiobeiträge anfragen und damit die Gesellschaft für den Fachbereich sensibilisieren (vgl. Poulsen 2009: 123).
  • Ermöglichung von berufspolitischem Engagement während der Arbeitszeit (vgl. AvenirSocial 2023: 9) – Dies kann bspw. auch eine Kurzrecherche zu einer aktuellen Thematik mit anschliessendem Input an Teamsitzung sein.

Rahmenbedingungen partizipativ attraktiv gestalten