Wertschätzung, Transparenz und Partizipation prägen die Organisation

Transparenz, Wertschätzung und Partizipation sind gemäss der Praxisgruppe die zentralen Werte in der Organisationsmentalität, die sich auf alle anderen Kategorien auswirken sollen. Eine offene und transparente Kommunikation ermöglicht es, dass Missverständnisse vermieden werden und Konflikte konstruktiv angegangen werden können. Die Wertschätzung der Mitarbeitenden sowie der betreuten Kinder und Jugendlichen schafft eine positive Arbeitsatmosphäre und stärkt das Vertrauen. Partizipation bedeutet darüber hinaus, dass alle Beteiligten die Möglichkeit haben, aktiv an Prozessen mitzuwirken und ihre Meinungen und Ideen einzubringen.

Pädagogische Haltung als Grundlage

Eine gemeinsame Haltung resp. vorgelebte Werte werden als zentrale Punkte gesehen, wenn es darum geht, der Klientel einen im Sinne der Traumapädagogik ‘sicheren Ort’ zu bieten, respektive ein Ort, der für sie durch Sicherheit und durch einen klaren Rahmen Verlässlichkeit und Schutz darstellt (vgl. Wübker 2020: 56). Dabei soll es zu keiner Standardisierung oder ‘einem Gruppendenken’ kommen.  Stattdessen ist es wichtig, eine offene und reflektierte Haltung zu bewahren, die den Mitarbeitenden Raum für Vielfalt und kontinuierliche Weiterentwicklung von Prozessen sowie Strukturen zulässt, um den individuellen Bedürfnissen und Herausforderungen der Klientel gerecht zu werden. Die gemeinsame, immer wieder diskutierte Haltung soll zusammen mit Wertschätzung, Transparenz und Partizipation die Organisation in allen anderen Kategorien prägen und spürbar sein (vgl. Praxisgruppe 2023).

Transparenz

Die Mentalität einer Organisation sollte den Grundsatz der Transparenz verfolgen, welche zu einer positiven Arbeitskultur und einer effektiven Zusammenarbeit beiträgt. Ein Aspekt davon ist der Deutungshorizont der Organisation, der entscheidet, wie soziale Situationen interpretiert werden und wie darauf reagiert wird (vgl. von Spiegel 2021: 114). Ein gemeinsames Verständnis fördert die Zusammenarbeit und trägt zur effektiven Lösung von Problemen bei, wobei die Offenheit gegenüber anderen Perspektiven und Meinungen innerhalb dieser Prozesse zentral ist (vgl. Edmondson 2020: 19). Dies bedingt, dass diese in einem ersten Schritt transparent dargelegt werden können (vgl. Praxisgruppe 2023).

Wertschätzung

Die Mitarbeitendenbindung ist ein weiterer entscheidender Faktor, der jedoch im Kontext der Sozialen Arbeit noch keinen etablierten Stellenwert gefunden hat (vgl. Fischer/Graßhoff 2020: 9, vgl. Ramaj 2021: 88). Es ist wichtig, dass Organisationen Massahmen ergreifen, um die Bindung der Mitarbeitenden zu stärken und sich langfristig in der Organisation engagieren können. Die Praxisgruppe beschreibt das Erleben von Wertschätzung, Respekt und Anerkennung für die eigenen Leistungen als zentrales Bindungselement. Darüber hinaus sind ihnen auch ungestörte Freizeit, eine angemessene Beziehung zur Leitung und deren veranlassten Schutzmassnahmen (bspw. Sicherheitskonzept, Gesundheitsförderung, Supervisionen etc.) wichtig (vgl. Praxisgruppe 2023).

Partizipation

Eine Organisation sollte Veränderungen mit Offenheit, Interesse und Neugierde begegnen (vgl. Weber/Kehl 2022: 10). Indem neue Ideen und Ansätze begrüsst werden, kann die Organisation sich kontinuierlich weiterentwickeln und sich an veränderte Bedingungen anpassen. Dies bedingt, dass Mitarbeitende Freiheiten zur Mitgestaltung und Mitentscheidung haben, wie es beispielsweise in einer soziokratischen Organisationsform geschieht. Als zentral werden dabei flache Hierarchien gesehen, welche Mitbestimmung erlauben (vgl. Praxisgruppe 2023).

Selbstreflexion der Mitarbeitenden

  • Welche Werte erkenne ich in der pädagogischen Haltung meiner Organisation?
  • Wie würde ich meine pädagogische Haltung in drei Sätzen erklären?
  • Inwiefern passt die pädagogische Haltung der Organisation zu meiner persönlichen?
  • Begründe ich meine Meinung?
  • Wo interpretiere ich Situationen anders als meine Mitarbeitenden?
  • Welche Formen von Wertschätzung erfahre ich innerhalb meiner Organisation? Welche Formen von Wertschätzung gebe ich weiter?
  • Kann ich in meiner Organisation mitgestalten? Wo würde ich dies gerne tun?

Organisationsreflexion der Leitungen

  • Welche Gefässe nutzen die Mitarbeitenden, um ihre pädagogische Haltung gemeinsam weiterzuentwickeln?
  • Wie werden Mitarbeitende der Organisation wertgeschätzt?
  • Welche Mitgestaltungsmöglichkeiten erhalten Mitarbeitende?

Es kann zwischen Sofortmassnahmen, die heute eingeführt werden, sowie langfristige Massnahmen, die über längere Zeit implementiert werden, unterschieden werden.

  • Die Expertise von Mitarbeitenden vorgängig aktiv eingeholen, wenn Veränderungen gestaltet werden.
  • Angedachte Veränderungen oder Pläne frühzeitig transparent kommunizieren.
  • Erbrachte Leistungen von Mitarbeitenden bewusst machen und honorieren.
  • Aktiv Feedbacks einholen und nach Meinungen fragen.
  • Bei der nächsten Teamsitzung herausfordernde Situation thematisieren.
  • Abklären, wer mehr oder weniger Verantwortung tragen möchte.
  • Es wird genug Zeit für Veränderungen/neue Konzepte eingerechnet (keine Schnellschüsse, damit sich die Mitarbeitenden entsprechend Gedanken machen und sich einbringen/darauf einstellen können)
  • Erstellung eines Verdankungsressorts, welches für Geburtstags- und Jubiläumsgratulationen zuständig ist.
  • Einführung eines Entscheidungssystems, welches Partizipation erhöht und Hierarchie verflachen lässt (z.B. Soziokratie).
  • Standardisierung von Mitarbeitendenführung um die Gleichbehandlung zu gewährleisten (vgl. AvenirSocial 2023: 15).

AvenirSocial, Spannungen entladen durch Standardisierung von Mitarbeitendenführung: https://avenirsocial.ch/wp-content/uploads/2023/06/8.-Standardisierung-der-MA_Fu%CC%88hrung.pdf

Wertschätzung, Transparenz und Partizipation prägen die Organisation